Kernenergie und nachhaltige Entwicklung

Nachhaltige Entwicklung berücksichtigt Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft gleichermassen. Sie fordert zudem, dass wir keine Ressourcen erschöpfen und unseren Nachkommen Lebensgrundlagen entziehen. Auch schliesst nachhaltige Entwicklung soziale Gerechtigkeit ein: Die andere Hälfte der Weltkugel hat dieselben Rechte auf Entwicklung, Ressourcen und Wohlstand wie die Industrieländer.

 

Kern - Tabelle Kriterien

Nachhaltigkeitskriterien. Quelle: S. Hirschberg, PSI 2008

 

Wirtschaftliche Verträglichkeit

Wichtigstes Kriterium für wirtschaftliche Verträglichkeit sind die Kosten (Investitionskosten, Gestehungskosten, Rohstoffkosten). Ist eine Technologie zu teuer, kann sie sich nicht im Markt behaupten. Über kurze Zeit kann ein Land zwar eine Technologie subventionieren, aber mittel- und längerfristig muss diese sich auch ohne Subvention rechnen.

 

Was kostet also Kernenergie?

Heute kostet Atomstrom in der Schweiz zwischen 4 und 7 Rappen pro Kilowattstunde. Atomstrom aus einer neuen Anlage würde bis 12 Rappen pro Kilowattstunde kosten. Im Vergleich zu anderen Technologien ist Atomstrom dennoch kostengünstig. Er hilft KMU und Industrie trotz schwieriger Rahmenbedingungen in der Lohnhochpreisinsel Schweiz international konkurrenzfähig zu produzieren.

Ein Vergleich mit heutigen anderen Stromtechnologien (Quelle: BFE/PSI 2017):

 

Windkraft (Schweiz, je nach Standort/Grösse) 13-21 Rappen/kWh
Sonne (Schweiz, je nach Standort) 9-31 Rappen/kWh
Biomasse (Schweiz) 20-50 Rappen(kWh
Gas 11-13 Rappen/kWh
Grosswasserkraft 7-30 Rappen/kWh

 

Auch neue Kernenegie ist sehr konkurrenzfähig , wenn man auf Basis von Gesamtkosten eines Energiesystems vergleicht. Denn dann werden die Systemkosten (für die Energieanbindung und -übertragung) und die allfällig nötigen Speicherkosten (bei stochastischen Energien wie PV und Windkraft) miteinbezogen. diese sind bei Kernenergie und Grosswasserkraft sehr tief, bei den neuen Erneuerbaren aber hoch. ein gesunder Mix aus allen Technologien liegt auch hier als plausibler und gangbarer Wer auf dern Hand.

 

Was kostet ein Kernkraftwerk?

Ein Kernkraftwerk ist eine sehr langfristige Investition. Die letzten zwei Kernkraftwerke der Schweiz kosteten zur Bauzeit in den 70er-Jahren vier bis fünf Milliarden Franken. Heute wären die Baukosten mindestens doppelt so hoch. Der Europäische Druckwasserreaktor EPR der Firma Areva, von dem zurzeit zwei Anlagen in Bau sind  - je eine in Frankreich und Finnland - wird nochmals teurer, wie das bei ersten Anlagen einer neuen Art die Regel ist. Dennoch fanden sich in Finnland in kürzester Zeit Investoren für das neue Kernkraftwerk. Denn die Investition rechnet sich. Ein KKW ist in der Regel innert 30 Jahren weitgehend amortisiert. Die Gestehungskosten sinken absehbar auf wenige Rappen.

 

Was kostet der Rohstoff?

Der Preis für den Rohstoff ist wesentlich für die Gestehungskosten. Bei alternativen Quellen wie Wind und Sonne ist der Rohstoff gratis. Bei fossilen Quellen ist er unterschiedlich teuer und schwankt nach politischer und wirtschaftlicher Lage. Bei Gaskraftwerken macht das Gas mit rund 80% den Hauptteil der Gestehungskosten aus. Steigt der Gaspreis, kann eine solche Anlagen schnell unwirtschaftlich werden. Zusätzlich fallen zunehmend Steuern für das klimaschädigende CO2 an, das die fossilen Quellen bei der Verbrennung verursachen.
Uran hingegen macht höchstens 5% der Gestehungskosten von Atomstrom aus. Deshalb bleibt der Preis für Atomstrom sehr berechenbar und stabil. Selbst bei einer starken Verteuerung von Uran stiegen die Gestehungskosten nur geringfügig. Da nur sehr wenig Uran benötigt wird, um enorme Mengen Strom zu erzeugen, fallen auch die Transportkosten kaum ins Gewicht. Für die Wirtschaft heisst Atomstrom: tiefe Kosten, Planungssicherheit und zuverlässige Versorgung. Für die privaten Konsumenten: genug bezahlbarer Strom für alle.

 

Ökologische Verträglichkeit

Umfassende Studien des Paul Scherrer Instituts und United Nations Economic Commission for Europe zeigen, dass Kernenergie zu den umweltfreundlichsten Energietechnologien gehört. Über den ganzen Lebenszyklus gerechnet verursacht sie nur geringe Emissionen von Luftschadstoffen und Treibhausgasen. Auch der Landverbrauch ist wie der allgemeine Ressourcenverbrauch im Vergleich zu anderen Technologien gering.

Uranabbau und -verarbeitung nehmen heute auf Mensch und Umwelt grösste Rückicht. Die Auswirkungen sind absolut vergleichbar oder besser als in anderen Energietechnologien. Man denke nur an die Tausende von Menschenleben, die der Kohlebergbau jährlich regelmässig fordert, oder an die massiven Opfer an Mensch und Natur, welche Förderung und Transport von Erdöl und Flüssiggas permanent kosten.

 

Natürlich verursacht Kernenergie  - wie jede Energietechnologie - Abfälle. Die radioaktiven Abfälle sind jedoch relativ zur erzeugten Menge Strom äusserst gering. Sie werden geneuestens überwacht,  fachmännisch zwischengelagert und dereinst sicher in einem geologischen Tiefenlager entsorgt. Dort können sie keinerlei Auswirkungen auf die Umwelt haben.

 

Kernenergie ist sehr klimafreundlich

Ja! Kernenergie ist nach Wasserkraft die klimafreundlichste Energietechnologie - auch wenn man sämtliche Prozesse und alle Material- und Energieflüsse der gesamten Energiekette berücksichtigt, von der Urangewinnung bis zur Entsorgung der Abfälle ein. Deswegen ist Kernenergie auch so wichtig für die zukünftige Energieversorgung. Denn der Klimawandel verursacht schon heute so grosse Schäden auf der ganzen Welt, dass auf keine nicht-fossile Technologie verzichtet werden kann, wollen wir das Schlimmste noch abwenden. Fossile Energieträger müssen eingespart oder durch nicht-fossile ersetzt werden. Ohne Kernenergie geht es nicht. Das technisch realisierbare Potenzial von Wind und Sonne ist auf absehbare Zeit einfach zu klein.

 

Bis anhin war der Strommix der Schweiz besonders klimafreundlich: Weniger als 3% der gesamtschweizerischen Treibhausgasemissionen verursacht die Stromerzeugung. In Euopa hingegen liegt der Durchschnitt bei 40%!  Diesen Trumpf aufzugeben wäre sehr schade.

 

Treibhausgasemissionen für Stromsysteme unter Schweizer Bedingungen in g CO2-Äq. pro kWh (ohne Netzanteil) Quelle: BFE/PSI 2017

Wasserkraft (Speicher)

5-15 g

Kernenergie

10-20 g

Wind

8-27 g

Biomasse

150-450 g

Photovoltaik

25-109 g

Erdgas

387-400 g

Steinkohle

823-1022 g

 

Umweltverträglichkeit auf einen Blick

Die Grafik zu "Umweltauswirkungen von Stromerzeugunganlagen" (Quelle: swissnuclear) gibt einen Überblick, wie Kernenergie im Vergleich mit anderen Energietechnologien bezüglich Emissionen abschneidet. Die Werte beruhen auf Lebenszyklusanalysen des PSI.

 

 

https://www.swissnuclear.ch/de/kernenergie-und-umwelt-_content---1--3032.html

 

Die Tabelle zeigt: Alle Technologien bringen Emissionen mit sich. Bei der Kernenergie ist allein der radioaktive Abfall aussergewöhnlich. Dieser ist aber im Vergleich zur erzeugen Menge Strom sehr gering. Und die Schweizer kümmert sich sorgfältigst und verantwortungsbewusst um jedes Gramm davon. Alles zur Entsorgung der Schweizer radioaktiven Abfälle ist bei der Nagra zu erfahren,